Genossenschaft – das bedeutet: Die Mitglieder entscheiden über den Kurs ihres "Unternehmens". Am 20. Juni war es wieder so weit: Die Zukunftsgenossen eG lud zur jährlichen Generalversammlung. Die Tagesordnung sah außer den üblichen Punkten (Bericht von Vorstand und Aufsichtsrat, Entlastung beider Gremien, Feststellung des Jahresabschlusses und Beschluss über die Dividendenausschüttung) in diesem Jahr Satzungsänderungen und die Neuwahl des Aufsichtsrats vor.

2023 verlief insgesamt ruhiger als das Vorjahr
In seinem Bericht blickte Vorstandsvorsitzender Oliver Opel auf ein ereignisreiches Geschäftsjahr 2023 zurück. Dabei war ein ähnlich großer Ansturm von Neumitgliedern wie im Vorjahr ausgeblieben: Die Genossenschaft verzeichnete einen Zuwachs um acht auf 151 Mitglieder zum 31.12.2023. Sie hielten zusammen 3.121 Anteile, bildeten mithin ein Geschäftsguthaben von 312.100 Euro.
Auch Beratungsbedarf und Realisierung von Photovoltaikanlagen blieben 2023 hinter dem Aufwand des Vorjahrs zurück. Dass das Jahr dennoch herausfordernd war, begründet sich in der Fertigstellung des Mammut-Projekts bei der Firma Henning im Lüneburger Industriegebiet Hafen, einem Anbieter für Reinigung und Sicherheit. 2020 starteten die Zukunftsgenossen die Umsetzung ihres eigens erstellten Energiekonzepts mit
- PV-Anlage (40 kWp),
- 30 kWh-Stromspeicher,
- Solarthermie (40 Quadratmeter mit einer Gesamtwärmeleistung von zehn Megawatt),
- vier Warmwasser-Pufferspeichern mit je 1,5 Kubikmetern Fassungsvermögen und
- der Erneuerung der Heizung (neue Gastherme eingebaut).
- Zudem stellt die Firma Henning ihren Firmenfuhrpark sukzessive auf Elektroautos um, für die zwei Schnell-Ladesäulen und drei AC-Ladesäulen mit 22 kW auf dem firmeneigenen Parkplatz installiert wurden. Die Säulen sind dabei für jedermann nutzbar.
"Das Projekt war aus mehreren Gründen anspruchsvoll. Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben für Lieferschwierigkeiten beim Material und für Preissteigerungen von 30 Prozent im Verlauf gesorgt. Wir sind stolz und dankbar, dass die Firma Henning den Weg mit uns gemeinsam erfolgreich zu Ende gegangen ist. Mit einer Investitionssumme von 330.000 Euro (netto) wird die Anlage künftig der zweitgrößte Umsatzbringer der Zukunftsgenossen", so Opel. Vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) warben die Zukunftsgenossen eine Förderung in Höhe von 40.000 Euro für die Solarthermieanlage ein. Weitere 65.000 Euro gab es vom Amt für Verwaltungsdienstleistungen für die öffentliche Ladeinfrastruktur und 8.000 € für den großen Batteriespeicher.
Künftig decken die PV- und die Solarthermieanlage einen Großteil des Energiebedarfs. Dieser belief sich allein für Strom, an dem die Waschmaschinen den größten Anteil hatten, auf jährlich 50.000 kWh. Damit all das zusammenspielt, hatte der Netzbetreiber auf Dringen der Zukunftsgenossen eine 210 kW-Niederspannungsleitung zum Unternehmen in die Zeppelinstraße verlegt.
Als weitere Meilensteine im Jahr 2023 hob Opel in seinem Bericht den Relaunch der Website der Zukunftsgenossen, die neue Cloud für schnelleren Datenaustausch sowie den wiederbelebten Newsletter hervor.
Künftig engmaschigere Anlagenüberwachung
Bei der Bilanz verlas Opel nach einem Rekordergebnis 2022 rückläufige Umsätze und Gewinne. Grund hierfür war ein längerer Produktionsausfall bei der größten PV-Anlage (Holz Herbst). Für die Zukunft sicherten Vorstand und Aufsichtsrat zu, alle Anlagen engmaschiger zu überwachen. Ein externer Dienstleister sei hiermit bereits beauftragt, auch um dem Vorstand den Rücken für das operative Geschäft freizuhalten. Durch den Ausfall 2023 sank der Umsatz der Zukunftsgenossen eG auf 109.000 Euro (-17.000 Euro im Vergleich zu 2022). Der Jahresüberschuss sank von 23.334,22 Euro auf 8.882,88 Euro. Auch die CO2-Einsparung ging zurück auf 200 Tonnen oder 380 Gramm pro erzeugter kWh – wobei dieser Anteil auch deshalb weiter sinken wird, weil der Anteil grünen Stroms am deutschen Strommix stetig steigt.
Für das Geschäftsjahr 2023 schlugen Vorstand und Aufsichtsrat der Generalversammlung dementsprechend eine Dividende in Höhe von zwei Prozent je Anteil. Opel: "Wir möchten grundsätzlich regelmäßig an unsere Mitglieder ausschütten, denn ein Investment bei der Zukunftsgenossen eG soll Spaß machen. Gleichzeitig wollen wir verstärkt Gewinne re-investieren, um neue Projekte voranzutreiben."
Es schloss sich der Bericht des Aufsichtsrats an (hier nachzulesen), an dessen Ende der Aufsichtsratsvorsitzende Jörg Stoffregen ankündigte, dass Aufgaben und Abläufe zwischen dem Kontrollgremium und dem Vorstand künftigt klarer voneinander getrennt würden.
Vorstand und Aufsichtsrat entlastet
Die Generalversammlung genehmigte einstimmig den Jahresabschluss und die Ergebnisverwendung, ebenfalls einstimmig erteilte die Versammlung Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung.
Auch mehrere von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Satzungsänderungen billigte die Generalversammlung: So ist künftig klar geregelt, dass beim Ausscheiden eines Mitglieds der Nominalwert des Geschäftsanteils maßgebend ist, außerdem können Vorstand und Aufsichtsrat ihre jeweiligen Sitzungen online oder hybrid abhalten.
Im laufenden Geschäftsjahr sind verschiedene Projekte in Planung, dabei geht es unter anderem um eine Zusammenarbeit mit der Paul-Gerhardt-Gemeinde Lüne und verstärkt auch mit der Stadt Lüneburg (Flächen-PV, PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden sowie Parkplatz-PV). Die Zukunftsgenossen eG ist aufgefordert sich im Vergabeverfahren im zweiten Halbjahr 2024 um Projekte zu bewerben. Auch der MTV Lüneburg plant, die Zukunftsgenossen bei der energetischen Sanierung seines Sportparks Kreideberg einzubeziehen.

Neuer Aufsichtsrat gewählt
Mit Ablauf der dreijährigen Amtszeit kündigte Jörg Stoffregen sein Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat an. Er bot an, die Arbeit der Zukunftsgenossen künftig stärker aus dem Vorstand heraus zu unterstützen. Für die Neuwahl des Kontrollgremiums stellten sich mit Holger Tempel und Christoph Eusterbrock zwei amtierende Mitglieder zur Wiederwahl, außerdem kandidierten Ernst Bögershausen, Volker Güldenpfennig und Claas Knölke. Die Generalversammlung wählte in offener Abstimmung ohne Gegenstimmen alle fünf zu neuen Aufsichtsräten.